Türschild

Manara – ein Leuchtturm am Südrand der Karlshöhe

Manara ist ein innovatives, inklusives Wohnprojekt der Kinder- und Jugendhilfe und des Studienwohnheims der Stiftung Karlshöhe Ludwigsburg. Es bietet Platz für 30 junge Menschen mit Fluchterfahrung und 15 Studierende der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg. "Manara" ist arabisch und heißt: Leuchtturm. Doch dieser Leuchtturm strebt nicht in den Ludwigsburger Himmel, sondern besteht aus drei so genannten Cubes: Wohnhaus-Würfeln in massiver Holzbauweise, die lediglich elf Meter hoch aufragen am Südrand der Barockstadt.

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Eine pragmatische Lösung

Hinter Manara verbirgt sich ein Projekt, in dem Geflüchtete und Studierende gemeinsam in den insgesamt 13 Wohneinheiten zusammen wohnen und voneinander profitieren. 30 junge Erwachsene mit Fluchterfahrung, die einst als unbegleitete minderjährige Ausländer (umA) nach Deutschland kamen, sind dort untergebracht. Zuvor wurden sie in der Kinder- und Jugendhilfe im Landkreis Ludwigsburg betreut. Es ist einer der pragmatischen Ansätze des neuen Karlshöher Wohnhauses, nach dem die ehemaligen umA mitten in der diakonischen Quartierswelt, und das auch nicht als isolierte Unterbringung, sondern im Zusammenleben mit 15 Studierenden der Evangelischen Hochschule, untergebracht sind. „Studierende und Geflüchtete wurden von Anfang an in das Konzept einbezogen und haben sich den Namen Manara mit ausgedacht“, sagt Philipp Ziegler, Geschäftsbereichsleiter der Kinder- und Jugendhilfe der Karlshöhe. Ein schönes Namenssymbol, gibt doch ein Leuchtturm Orientierung in Ufernähe; er steht für das Aufbrechen und Ankommen – und in diesem Fall wohl einfach auch für menschliches Angenommenwerden.

Alle haben so ihre Gewohnheiten, die manchmal aufeinandertreffen, aber das gibt es in jeder WG.

-Bewohnerin von Manara

Gegensätze Tür an Tür

In den Tagen, in denen Tayo Sane*, 21, seinen von gewalttätigen Konflikten heimgesuchten Ort in Westafrika verließ, um die Flucht nach Europa anzutreten, besuchte Maria Roll* im etwa 5.000 km entfernten schwäbischen Landkreis Esslingen noch das Gymnasium. Während der Sohn eines Architekten auf der mehrere Jahre dauernden Odyssee zum Vollwaisen wurde und sich über Libyen und Italien nach Deutschland durchkämpfte, durchlebte die Teenagerin eine bürgerliche Jugend. Gegensätze, die größer kaum sein könnten; und dennoch leben beide heute, einige Jahre später, Tür an Tür.

Wie im Wohnzimmer einer kleinen Familie sieht das hier aus, in der Ecke laden einige Sessel zum Chillen ein. „Im Prinzip ist das Zusammenwohnen mit Geflüchteten auch nicht anders als mit Studierenden“, sagt Mitbewohnerin Maria Roll, heute 23 Jahre alt und Studierende der Religionspädagogik an der Evangelischen Hochschule.

Bei diesem Aufeinandertreffen bleiben die jungen Menschen jedoch nicht unbegleitet. „Für die Betreuung der jungen Menschen, die aus der Jugendhilfe herausgewachsen sind, haben wir ein neuartiges sozialpädagogisches Konzept erarbeitet. Wir wollen Grenzen und Barrieren des Miteinanders abbauen, Erfahrungen und Unterschiedlichkeit als Reichtum verstehen“, sagte Katja Larbig, Diakonische Vorständin der Stiftung Karlshöhe Ludwigsburg und zuständig für das Arbeitsfeld Kinder- und Jugendhilfe. Dazu wurden zwei Stellen sozialer Arbeit eingerichtet, die das Projekt professionell begleiten. Das gemeinsame Alltagsleben ist gewiss nicht nur die denkbar beste Sprachförderung, es wird dadurch auch gelebt, was man heute interreligiösen und -kulturellen Dialog nennt. Das ist einerseits mehr, als man sieht und funktioniert andererseits offenbar unkomplizierter als vermutet. In nur wenigen Monaten ist die Adresse bereits ein nicht mehr wegzudenkender Bestandteil des Quartiers geworden.

Der Leuchtturm am Südrand der Karlshöhe, er strebt nicht in den Himmel, sondern ist pragmatisch gebaut. Seine jungen Bewohnerinnen und Bewohner mit Fluchterfahrung sind fast alle in einer Lehre, arbeiten oder holen einen Schulabschluss nach. Die Studierenden hingegen erleben soziale Arbeit mit Geflüchteten nicht nur als Theorie, sondern lernen reale Beispiele kennen. „Die Karlshöhe ist ein guter Ort. Sie erinnert mich mit ihren vielen Bäumen an mein Dorf in Sierra Leone“, sagt Tayo Sane. Und die Art, wie er das sagt, klingt ein bisschen wie: „mein Zuhause“. 2015 ist er in der Kinder- und Jugendhilfe des Diakoniewerkes aufgenommen worden und hat seine Chance mit großem Fleiß genutzt. Dank Manara darf diese erfolgreiche Karlshöher Integrationsgeschichte weitergehen, die noch ein kleines Stück Begleitung erfordert.

Bild von Tayo Sane
Mit Fleiß seine Chance ergriffen: Tayo Sane (Foto: SB Kom Karlshöhe)

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